Vodka vs. Gin Teil 2
Im Teil 1: Worin besteht der Unterschied zwischen Wodka (Vodka) und Gin (Genever)?erzählten wir Ihnen Nennenswertes zum Thema „Wodka“ bzw. „Vodka“.
In diesem 2. Teil geht es um Gin bzw. holländischer Genever:
a) Der Name leitet sich von der botanischen Bezeichnung des Wacholders (Juniperus) ab, vor allem aber vom holländischen Vorläufer „Genever“. Englische Soldaten brachten nach ihrer Unterstützung der Holländer im Kampf gegen die Spanier den Wacholderschnaps nach Großbritannien mit und nannten ihn „Gin“.
b) Gin ist eine meist farblose Spirituose, die in der Europäischen Union und in der Schweiz heute einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 % Vol. (und vorher als „Neutralsprit“ mindestens 96 % Vol.) aufweisen muss.
c) Gin mit nur 37,5 Volumenprozent wirkt am Gaumen rau, hart, kratzig oder unrund, weil dann die zahlreich in ihm enthaltenen Gewürzaromen übermäßig dominieren. Die besseren Abfüllungen sind in ihrem Alkoholgehalt deutlich stärker. Der Gin unterscheidet sich vom Genever kaum; lediglich in seinem Geschmack ist der Wacholderbrand aus England weicher als der aus Holland, obwohl er üblicherweise mehr Alkohol, dafür aber weniger Aromen enthält.
d) Gin eignet sich hervorragend zur Zubereitung von Cocktails, z. B. Martini, Angles Face, Big Ben, Gin Fizz, Long Island Ice Tea, Sex on the Beach, Tom Collins usw. Seltener wird er pur getrunken – und wenn, dann auf Eis.
e) Der erste Wacholderschnaps wurde als „Genever“ auf der Basis von Alkohol und Wacholder von dem Arzt Franciscus de le Boë Sylvius Mitte des 17. Jahrhunderts als Mittel gegen Magenbeschwerden produziert, wie sich nachlesen lässt. – Seit 1769 wird in England der berühmte, 3-fach gebrannte London Dry Gin von Gordon hergestellt. Andere folgten, so wie die Brennerei Finsbury, die mit der 4-fach Destillation in Kupferkesseln bei ihrem Gin einen besonders weichen, runden und trockenen Geschmack erzielt. Die Herstellung von Gin war in England in den Jahren 1840 bis 1880 verboten, nachdem es mit dem Gin zu Massenalkoholismus im gesamten Königreich gekommen war.
f) In der Regel wird Gin aus Getreide (vor allem Gerste und Mais) oder Melasse gebrannt. Nach dem Gesetz darf er aus jeglichem Ethylalkohol hergestellt werden, wenn er vorher auf natürliche Weise vergoren wurde. Das Besondere an dieser Art von Alkohol ist, dass er mit Gewürzen wie vor allem Wacholder, Koriander, Angelikawurzel, Kardamom, aber auch Zimt, Muskat, Ingwer, Orangenschalen, Kernen vom Paradiesapfel und bis zu mehr als 100 weiteren Botanicals aromatisiert wird. Das geschieht nicht nachträglich, sondern noch vor der Destillation. Bevor der Neutralsprit in die kupfernen Brennblasen gefüllt wird, reduzieren die Brennmeister seinen Alkoholgehalt üblicherweise mit Wasser auf 45 % Vol. und weichen die aromagebenden Stoffe darin ein (das nennt man Mazeration). Oder sie bedienen sich eines so genannten „Gin-Kopfes“, den sie mit den aromagebenden Gewürzen füllen und über die eigentliche Brennblase hängen. So können die Botanicals von dem Alkoholdampf durchdrungen werden, der dann ihren Geschmack annimmt.
Die genauen Zutaten (normalerweise zwischen 6 und 10) werden von jeder einzelnen Destillerie selbst bestimmt und geben jedem Produkt seinen eigenen Charakter.
g) Herstellungsländer sind neben Holland und England vor allem Frankreich, Deutschland, Spanien, Belgien und die USA.
h) Die Gin-Herstellung unterscheidet sich außer der Zugabe von vor allem Wacholderbeeren und vielen weiteren Gewürzen und Aromastoffen schon während der Destillation von der Wodka-Produktion nur geringfügig.
i) Die bekanntesten Gin-Marken sind außer Gordon unter anderem noch: Beefeater, Hendricks, Tanqueray, Plymouth, Bombay Sapphire, Oude Bokma Genever, Finsbury, Brokers, Blackwoods, Bulldog – und natürlich Doornkaat.
j) Es wird differenziert zwischen dem London Dry Gin (gewürzt und ungesüßt, der übrigens nicht in London hergestellt werden muss), dem Dry Gin (ungesüßt), dem Plymouth Gin und dem Old Tom Gin (beide leicht gesüßt) und dem Sloe Gin (ein Likör mit viel Süße und mit 15 – 30 % Vol. so wenig Alkohol, dass er die Anforderungen eines „reinen“ Gins nicht erfüllt).